Selbstliebe? Wie geht das?

Podcast-Transkript Nr. 571

Philipp: Herzlich willkommen zum Podcast der fresh-academy.

Wiebke: Hallo. Herzlich willkommen.

Philipp: Liebe Wiebke, ich habe hier ein Thema mitgebracht, wo ich schon weiß, dass das auf große Resonanz (in welcher Art und Weise auch immer) stößt: Selbstliebe.

Wiebke: Uah

Philipp: Am spannendsten finde ich gerade ganz unabhängig von meinen Ideen und Interpretationen von diesem Wort. Was passiert bei Dir, wenn ich Dir sage?

Wiebke: Dieses Wort Selbstliebe ist so ein Wort, mit dem alles begründet wird da draußen: „Wenn nicht genügend Selbstliebe, dann….“ 
 
Ich reagiere grundsätzlich bei Wörtern, mit denen ich nichts anfangen kann…

  • Nominierungen, 
  • Generalisierungen, 
  • Wörter, bei denen jeder irgendetwas anderes dahinter vermutet. Fühlt, sieht, hört

…ein bisschen empfindlich.

Philipp: Du hattest so schön Metamodell-Verletzungen dazu gesagt vorhin.

Wiebke: Das ist eine der größten Metamodell-Verletzungen. Neulich habe ich wieder jemanden gehört, der sagte: „Oh, mein Coach hat mir gesagt, er hätte zu wenig Selbstliebe…“ wo ich sach oh. Ich sage jetzt einfach mal, wer hat denn das nicht gefühlt? 
 
Woran würdest Du erkennen, dass Du Dich selbst liebst? 
Das ist die wichtige Frage. 
 
Die wichtigste Aussage ist nicht: „Da ist keine Selbstliebe.“ oder „Mir fehlt es an Selbstliebe“ oder „Oh Gott!“, sondern was genau bedeutet das für Dich? 
 
Woran würdest Du erkennen, dass Du Dich selber liebst? 
 
Heißt das, Du streichelst Dich jeden Tag über Deine Arme und Beine und sagst „Ich liebe mich“ oder was? Woran würdest Du das erkennen? 
 
Das finde ich das Tolle. In dem Moment, in dem Du weißt, woran Du erkennst, kannst Du es erreichen. Die meisten Menschen machen sich nicht klar, woran sie das erkennen würden und deswegen können sie es auch nicht erreichen, weil sie dann keinen Abgleich haben. Das ist das, was Du haben willst und das ist das, was der jetzige Zustand ist.

Philipp: Ich denke, genau deswegen ist dieses Wort gerade so erfolgreich, weil es eben genau diese Fragen aufwirft und genau diesen Weg anzeigt. Guck mal, was tut Dir gut? Was liebst Du an Dir selbst?

Wiebke: Das ist was anderes. Dann sagst Du nämlich diese Wörter und fragst diese Fragen. Und die meisten sagen nur „Hach! Es mangelt an Selbstliebe.“ 
 
Jeder gute Coach fragt sofort: „Woran würdest Du merken, dass Du Dich selbst liebst?“, „Woran würdest Du merken, dass Du so wie Du bist, toll bist?“, „Was tust Du, um Dir zu zeigen, dass Du Dich selber liebst?“ Ist es dieses übers Gesicht streichen über die Arme, über den Körper, was auch immer? Ist es, dass Du Dich anders hinstellst? Ist es, dass Du ein anderes Gefühl hast? Nur auch da? 
 
Wenn ich das Gefühl habe, jeden Tag, das ich toll bin, wie ich bin. Nur dann liebe ich mich selbst. Das bedeutet auch, dass diese Anforderungen so extrem hoch sind, dass viele Menschen das gar nicht erreichen. Wie viel musst Du Dich denn am Tag selbst lieben? Also da könnte ich noch andere Bedeutungen dann entwickeln, was ich nicht tue hier. Nur was heißt das? 
 
Du könntest ja auch den Vergleich machen. Selbstliebe. Fremdliebe. 
Wie viel Prozent liebst Du? Fremd? Und wie viel Prozent liebst Du selbst?

Philipp: Da fällt mir diese komische Werbung von früher aus dem Fernsehen ein. Mein Auto. Mein Haus. Mein Boot.

Wiebke: Das ist Anerkennungsliebe vielleicht daran würdest Du es erkennen. Dass ist auch Erfolg. Grundsätzlich ist das immer die Frage bei diesen Werten: Was steckt für Dich genau dahinter? 
 
Je klarer Du das definierst, je klarer Du für Dich klar hast.

  • Was ist Selbstliebe?
  • Was ist für Dich Erfolg?
  • Was ist für Dich Anerkennung?
  • Woran erkennst Du das?

Desto leichter ist es zu erreichen.

Philipp: Ich habe mit ner Bekannten gesprochen, die ist Familientherapeutin und hat hier im Kreis Starnberg mit Jugendlichen zu tun, die oftmals aus sehr wohlhabenden Familien kommen und wo es an Bezug und an Liebesbeziehungen zu den Eltern mangelt. So der materielle Reichtum ist da.

Wiebke: Das ist eine Interpretation.

Philipp: Ja, voll.

Wiebke: Das ist eine Interpretation und ich würde, bevor ich nicht mit ihr gesprochen habe, erst einmal gar keine Theorie aufstellen oder Diagnose stellen, sondern da ist für mich jede Person unterschiedlich und jede Person ist anders und jeder reagiert anders. Und es kann sein: 
 
Ja, es gibt Eltern, die den Kindern materielles bieten und sie nicht in den Arm nehmen oder nicht mit den Kindern reden, sondern denken, dass durch das Materielle alles abgetan ist, wenn sie ihnen irgendwas kaufen, was sie möchten. Dann zum Psychologen schicken oder zum Therapeuten schicken und sage „Rette mal!“ Oder auch Lehrer sind inzwischen dazu auserkoren worden von vielen Eltern, dass die das retten sollen, was sie zu Hause nicht machen. Deswegen kann ich dazu jetzt nicht so viel sagen. Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Wie kommt es dazu, warum diese Kinder dann zu dieser Therapeutin gehen, was sie sich wünschen? 
 
Das würde ich fragen: „Was wünschst Du Dir? Und dann wünschen sie sich vielleicht, von den Eltern in den Arm genommen zu werden. Das die Eltern ihnen zuhören, dass sie gefragt werden: „Wie war Dein Tag?“ Dass sie dieses liebevolle Miteinander erleben, dass sie gemeinsam essen, dass sie bestimmte Grenzen einhalten dürfen und vielleicht gar nicht müssen. Da gibt es so viele verschiedene Bedürfnisse, die dann nicht erfüllt wurden, vielleicht, dass die Kinder das Gefühl haben – oder die Eltern das Gefühl haben, sie müssten jetzt zum Therapeuten.
 
Was sie vielleicht auch nicht kennen… – Deswegen komme ich auf diese N.L.P. Techniken zurück – …ist, wie sie sich ihre Welt gestalten im Kopf, wie sie sich Bilder vorstellen, wie sie sich die auditive, die Hör-Welt erschaffen. 
 
Wenn diese Kinder z. B. oder Jugendlichen immer wieder die Sätze wiederholen in ihrem Kopf oder immer wieder sagen, sie könnten irgendetwas nicht, sie würden irgendwas nicht hinkriegen oder wie sollen sie den Erfolg ihrer Eltern wiederholen z. B. Auch das gibt es ja. Wenn die sich so unter Druck gesetzt fühlen und sagen: „Boa, da ist ja schon so viel Geld und so viel Materielles vorhanden, was sollen sie denn noch in ihrem Leben machen?“ 
 
Ich hab neulich morgen jemanden getroffen beim Bäcker um 7 am Feiertag. Das war richtig schön. Ganz tolles Gespräch, Künstler, der malt und erzählte, er macht verschiedene Projekte. Ich fragte ihn dann, wovon er lebt, sagt er: Ja. Seine Mutter war mal ganz berühmte Pianistin und er hat durch das, was sie erarbeitet hat, jetzt ein Jahreseinkommen, das fünfstellig ist. Und er muss praktisch kein eigenes Geld verdienen.

Philipp: Cool,

Wiebke: Ja. Und er war super glücklich. Also es gibt auch Menschen, die dann diesen Materialismus genießen und dankbar sind, was die Eltern erschaffen haben. Der hat nicht das Gefühl, dass er minderwertig war oder weniger geleistet hat.
 
Dieser Mensch war so positiv und so nett und weit gereist und höflich und zuvorkommend. Und wir haben über ganz viele tolle, unterschiedliche Sachen gesprochen. Das zeigte: „Du kannst auch glücklich sein und zufrieden sein, egal wie Dein Umfeld vorher war. Ob die Eltern super erfolgreich waren, ob sie gar nicht erfolgreich waren, ob sie Dich unterstützt haben oder nicht unterstützt haben.“ 
 
Das hat ja ganz viel mit unserem Mindset zu tun. Was wir denken, wie Du Deine Erfahrungen einteilst. Bewertest Du diese Erfahrung als negativ? Als „Oh Gott! Ich habe nur ein Haus, ein Boot, ein Auto und sonst nichts.“ Und die anderen sagen: „Ach…. ich habe nur diese ganze Liebe. Was mache ich jetzt damit? Davon kann ich mir jetzt kein Auto kaufen…“ und diese Interpretation über Dein Leben, über das, was Du erlebst.

Das würde ich diesen Jugendlichen beibringen. 
 
Das ist das Allerwichtigste: 

  • Wenn Du mehr Liebe möchtest, dann gib mir Liebe. 
  • Wenn Du mehr Aufmerksamkeit möchtest, dann gib mir Aufmerksamkeit. 
  • Wenn Du mehr Freundschaft möchtest, dann gib mehr Freundlichkeit. 
  • Wenn Du alles das, was Du willst, gib es anderen Menschen. 
  • Gib ihnen Deine Aufmerksamkeit, 
  • gib ihnen Deine Liebe, 
  • schenke ihnen Geld. 

Wie heißt dieser Satz so schön? Wer gibt, dem wird gegeben. 
 
Wenn Du irgendetwas vermisst in deinem Leben, was kannst Du dafür tun, damit Du das dieser Welt gibst?

Philipp: Das klingt so einfach. Darf ich da nochmal ins Gegenteil gehen?

Wiebke: Klar.

Philipp: Wenn ich mir jetzt vorstelle, nen Bekannter von mir, der ist im Heim groß geworden. Ich weiß nicht viel darüber, aber das was er geteilt hat, das scheint nicht das beste Umfeld zu sein, um aufzuwachsen als Mensch.

Wiebke: Ja,

Philipp: Und die Traits, die er da gelernt hat, war vor allem sich durchzuschlagen, sage ich mal. Und das muss nicht nur körperlich sein, aber hat auch eine körperliche Komponente gehabt. Jetzt stelle ich mir vor, sage ich dem Menschen gibt Liebe, wenn Du Liebe möchtest, gib …

Wiebke: Die Frage ist, hat er Dich gefragt, was er verändern kann? Oder würdest Du jetzt einfach zu ihm hingehen und sagen: „Gib Deine Liebe anderen Menschen! Tu anderen Menschen gut!“

Philipp: Am besten noch in so einem weißen Umhang, Barfuß, mit ner Blume im Haar. Liebt euch Menschen, ja…

Wiebke: Oder? Das ist für mich der Unterschied, wenn jemand Dich fragt oder um Hilfe bittet oder um Unterstützung bittet, gib ihm das gerne mit. Wenn er jetzt sich einfach nur da gerade jemanden zusammengeschlagen hätte, könntest Du das auch versuchen. 
 
Du könntest ihm ja andere Fragen stellen: „Glaubst du, dass dieser Mensch sich verändert, den Du gerade da wie auch immer in Anführungsstrichen geschlagen hast durch das, was Du getan hast, positiv verändert?“, „Hast Du Dich positiv verändert durch das, was Du im Heim erlebt hast?“ 
 
Und wenn Du anfängst, diese Fragen anders zu stellen, dass derjenige sich anfängt, Gedanken zu machen und darum geht’s mir so so viel auch in den Seminaren und Coachings, dass Du Dir anfängst, andere Fragen zu stellen. Dass Du Dich fragst mit dem Verhalten, das Du gerade zeigst: 
 
Fühlst Du Dich als Opfer dessen Verhaltens? 
Fühlt sich als Opfer von Du bist irgendwo in einer Familie groß geworden, die nicht perfekt war, die zu reich war, die zu arm war, die heimisch war? 
 
Oder: 
Fängst Du an, Deine eigene Welt zu verändern, Innendrin? 
Übst Du neue Verhaltensweisen? 
Veränderst Du Deine Glaubenssätze, die negativen, die Dich eingeschränkt haben? 
Nutzt Du die N.L.P. Techniken? 
Nutzt Du neue Techniken deiner Bilder verändern, deiner Töne verändern? 
 
Oder sagst Du  
Ich kann nicht, weil 
es geht nicht, weil 
es geht nicht, weil 
 
Das ist ein riesiger Unterschied ist derjenige Opfer der Umstände, Opfer der Vergangenheit. Und es gibt wirklich und ich verstehe Dich ganz, ganz viele schreckliche Situationen, die Menschen erlebt haben. Absolut, absolut. Und dann kannst Du nur ein großes Herz haben mit diesen Menschen, dass sie sich in gewisser Art und Weise verhalten, weil sie natürlich das gelernt haben und gelernt haben, dass das für sie die beste Art und Weise war, sich durchzusetzen. Nur diese Strategie hilft halt nicht immer im ganzen Leben. 
 
Wir haben bestimmte Strategien gelernt, in der Kindheit oder auch in einem jugendlichen Zeitalter. Und diese Strategien haben uns geholfen bis zum gewissen Zeitpunkt. 
 
Und dann ist es an der Zeit, die Strategie nochmal anzugucken und zu sagen: 
Was hilft Dir denn jetzt? 
Was brauchst Du jetzt für neue Fragen?  
Was brauchst Du jetzt für neue Strategien?
Für neue Glaubenssätze? 
 
Du hast vor allem wieder Spaß daran, Dich mit Dir zu beschäftigen, mit dieser persönlichen Weiterentwicklung. Das ist so cool.
 
Und nicht im Sinne von „Ohhh, ich habe es schon wieder nicht hingekriegt“ und Geißel, Geißel und „Oh Gott“, sondern es ist so, wie es ist. Und es war so, wie es war. Wie kommst Du aus dieser Opferhaltung raus? Immer mehr in Akzeptanz. So war die Vergangenheit und das ist okay. 
 
Die im Heim haben als beste Option gehandelt. Die Eltern haben aus Ihrer besten Option heraus gehandelt. Die reichen Eltern handeln aus ihrer besten Option heraus. Die nicht so reichen Eltern, armen Eltern handeln auch aus ihrer besten Option heraus. Und das zu sagen: „Okay, das ist die Vergangenheit und die ist vorbei.“ 
 
Wie kannst Du jetzt heute im Alltag anfangen, Dich zu fragen, was Du willst, wie Du es willst, was Du anders tun kannst. Das sind manchmal Kleinigkeiten. Das ist Menschen über die Straße helfen, dass ist jemanden den Euro vom Einkaufswagen zu schenken und sagen Viel Spaß. Das gibt so viele Möglichkeiten, anderen Menschen das zu geben, was Du gerne hättest. 
 
Überlegt mal, jeder würde jeden Tag nur eine Kleinigkeit. Ich meine, jetzt kein Auto verschenken. Also Du kannst ja ein Matchbox-Auto verschenken, irgendwie jemanden anders so dabei unterstützen, dass Du gibst, was Du möchtest: Jemandem die Anerkennung geben, die Liebe geben, eine Unterhaltung schenken. Irgendetwas.

Philipp: Ist das schon die Unterstützungsaufgabe?

Wiebke: Ja, das machen wir jetzt zur Unterstützungsaufgabe: Wie kannst Du jetzt eine Woche lang. Nur eine Woche lang. Jeden Tag jemanden etwas geben, schenken, ein Gefühl geben, das was Du am liebsten hättest – und guck mal was tolles zurückkommt. Eine gebende Woche und sicherlich auch tolle empfangende Woche daraufhin und hab Spaß dabei.

Philipp: Das ist gerade mit so Kleinigkeiten schon möglich ist, ne? Wie diesen Euro vom Einkaufswagen z. B. Beispiel oder beim Bäcker irgendwie: „Ah, die Rechnung übernehme ich mit.“

Wiebke: Ja. Ohne Hintergedanken. Wenn Du das jetzt tust, dass Du erwartest, dass Du dafür irgendwas zurückbekommst und einfach nur mal gibst ohne Erwartung. Und dieses schöne Gefühl zu genießen, dass das, was Du gibst, Du Dir für Dich selber wünscht. Und jemanden damit eine Riesenfreude machst eine schöne Woche. Bis nächsten Mittwoch empfiehlt uns bitte weiter den Podcast, die Seminare der fresh-academy und bis nächsten Mittwoch

Philipp: Bis nächsten Mittwoch

Wiebke: Tschüss

Stell Wiebke Deine Frage