Hast Du wirklich IMMER Recht? Streit als Paar? Finde neue Lösungen!

Podcast-Transkript #568

Wiebke: Hallo und herzlich willkommen! Hier sind wir.

Philipp: Oh geil, so geht’s los? Ja! Du Wiebke, Isch hab „Paar-Probleme“.

Wiebke: Was heißt das denn? Du hascht nen paar Probleme oder Paar-Probleme?

Philipp: Tatsächlich in meinem Fall weder noch. Ja, aber ich habe ein bisschen was gesammelt. Und das sind tatsächlich Paare, die da Probleme miteinander haben. Da scheint es in den Beziehungen unterschiedliche Vorstellungen zu geben. Das kann z. B. den Beziehungsstatus angehen…

Wiebke: Sind wir getrennt, oder zusammen oder was heißt das?

Philipp: Ja ganz genau. Das kann auch die Entwicklung der Welt angehen. Wo geht’s hier hin? Kann sein, der Umgang mit Situationen wie „Schick Ich mein Kind jetzt in die Schule oder nicht?“ Da einen unterschiedlichen Standpunkt zu haben.

Wiebke: Das ist eine echte Herausforderung. Hatte auch im Oster-Practitioner jemanden, die genau diese Themen hatten mit dem Partner: „Was machen wir jetzt mit dem Kind? Fahren wir jetzt in Urlaub? Fahren wir nicht in Urlaub?“ 
 
Diese gemeinsame Linie wieder zu finden, die natürlich durch die ganze Situation extremst herausgefordert wurde. Das ist ja ein Durcheinanderwürfeln von Werten, von Zielen, von Idealvorstellungen, die natürlich Paare auch extrem treffen konnten.

Wenn, wie Du jetzt gerade sagtest, es unterschiedliche Vorstellungen gibt, mit Dingen umzugehen oder auch, wie sie sich die Zukunft vorstellen… für Paare ist es grundsätzlich toll – finde ich – auch unterschiedliche Meinungen zu haben. Weil Du ja daran wachsen kannst. Du kannst lernen, die Meinung von anderen zu akzeptieren. Du kannst lernen, Dein Partner zu lieben, obwohl er eine andere Meinung hat. 
 
Viele denken, sie können den anderen nur lieben, wenn er die gleiche Meinung hat. Es gibt unterschiedlichste Varianten bei Paaren, die unterschiedlichsten politischen Seiten angehören. Sich trotzdem lieben, sich trotzdem unterhalten können, und ja, es gibt auch welche, die bestimmte Themen ausklammern in ihrer Unterhaltung.
 
Das Wichtigste ist, dass Du als Paar Dein allgemeines Ziel miteinander klar hast. Wenn das nicht klar ist, dann entstehen natürlich Streitigkeiten. Wenn es sich nur um Themen handelt, wo Du eine andere Meinung hast im Sinne von grün, rot, blau, schwarz – dann hat der Andere halt eine andere Meinung. So what? 
 
Wenn es um Kindererziehung geht, ist es was anderes. Da ist es eine echte Herausforderung. Da hatten wir ja schon mal den Podcast Kindererziehung: Leg Deine wenigen paar Regeln fest und die zieh durch als Paar. Und da stehe ich auch dazu. Das glaube ich, ist extrem wichtig. 
 
Wenn es darum geht, wo willst Du hinziehen? Der eine möchte nach Timbuktu, der andere möchte nach Hollywood. Dann ist auch da die Frage: „Wie wichtig ist Dir das, jeweils an diesen verschiedenen Orten zu leben?“

Philipp: Ja, das ist tatsächlich eines der Themen, die mir letzte Woche vorgetragen wurden: Sie möchte gerne ins Ausland auswandern und möchte hier vor Ort bleiben.

Wiebke: Ja.

Philipp: Wie geht man da vorwärts? Wie findet man da Miteinander?

Wiebke: Die einzige Sache, was in dem Zusammenhang entscheidend ist, sind die Wertvorstellungen jedes Einzelnen. Ist es Dir wichtiger, im Ausland zu leben oder mit Deinem Partner zusammen? Ist es dir wichtiger, hier zu leben und nicht mit ihr eventuell ins Ausland zu gehen? Das sind jetzt wirklich Extreme. Und da darfst Du Dir einfach Bewusstsein: „Was ist dir am wichtigsten?“
 
Wenn ihr z. B. wichtiger wäre, im Ausland zu leben und sie dafür in Kauf nehmen würde, ohne ihn zu leben, dann ist ihr das im Ausland zu leben wichtiger. Umgekehrt genauso. Wenn es ihm wichtiger ist, hier weiter wohnen zu bleiben und sie sagt Ich möchte aber ins Ausland, dann würde er vielleicht in Kauf nehmen, dass sie ins Ausland zieht.

Philipp: In dem einen Beispiel glaube ich, dass es Beiden das größte Anliegen ist, dass den Kindern gut geht.

Wiebke: Okay und der eine meint, es geht ihnen im Ausland besser und der andere meint es geht ihnen hier besser. Und da gibt es unterschiedliche Argumente. Der eine sagt: „Im Ausland muss derjenige der Schule keine Maske tragen, da ist das nicht, da ist das nicht, da ist das nicht.“ 
 
Es geht im Leben ja nicht nur um die Kinder, sondern es geht ja auch um deine eigenen Bedürfnisse und es geht um Deine eigenen Wünsche. Und es geht ja auch um den Beruf. Wenn die den Beruf z. B. dann auch wechseln müssten, plus dass die Kinder die Schule wechseln. Der eine sieht die ganzen Nachteile und der andere sieht die ganzen Vorteile. Da treffen zwei Welten aufeinander. 
 
Das gehört auch zu den Meta-Programmen. Der eine sieht immer nur das, was er nicht mehr möchte und der andere sieht immer nur noch das, was er möchte. Das ist eines von weg und das andere ist hinzu. 
 
Wenn es da keine Schnittmenge gibt, dann kann das bei Paaren natürlich zu Streit kommen. Was ich daran sehr spannend finde ist, wenn das Paar sich dann auf Grund dieser Diskussionen, was für die Kinder am besten ist, trennt.

Philipp: HAHA

Wiebke: Das ist super spannend, auch mit diesem Gefühl umzugehen, dass es beide für die Kinder gut meinen. Jeder meint es gut.

Viele fühlen sich, wenn der andere ne andere Meinung hat, persönlich angegriffen und versuchen dann diese Meinung zu verteidigen und werden aggressiv und „Ohh Gott“, was die Leute sich an den Kopf werfen, nur weil sie eine andere Meinung haben. 
 
Ich habe jetzt gerade neulich wieder zwei Paare im Coaching gehabt, bei denen es genau um dieses Thema ging. Sie möchte unbedingt ein Kind und er möchte keins. Das ist eine Lebensentscheidung. Und wenn sie sagt: „Ich möchte aber unbedingt.“ und er sagt: „Ich möchte aber auf keinen Fall.“, dann ist es für sie vielleicht dann ein anderer Partner, mit dem sie die Kinder bekommen kann. Das ist eine heftige Entscheidung und für ihn genauso. Er könnte ja vielleicht auch sagen: „Ja, ich bin doch bereit, Kinder zu bekommen.“, um diese Frau zu behalten.

Philipp: Was, was mir da jetzt so vorschwebt – aus der Ferne ist das ja immer am leichtesten – beides mal auszuprobieren. In beides mal ganz bewusst mit einem „Ja“ reinzugehen.

Wiebke: Von was jetzt?

Philipp: In beiden Vorstellungen: z. B. Kind Ja oder Kind Nein. Und sich zusammen zu setzen und zu sagen: „Hey, für eine Woche tun wir mal so, als sagen wir beide Ja zu Option A und eine Woche sagen wir beide Ja zu Option B“, da würde ich mich fragen was bewirkt das, was verändert das schon mal?

Wiebke: Das verändert auf jeden Fall die Sichtweise. Ich hab auch mit Paaren schon das durchgespielt, dass der andere nur die Meinung des anderen verteidigen durfte.

Philipp: HAHA. Wow. Das. Da wünsche ich mir sofort jemand, der das moderiert.

Wiebke: Ja, das habe ich Moderiert.

Philipp: HM

Wiebke: Und das ist richtig cool, weil dann ein anderes Gefühl dafür entsteht, die andere Seite einfach mal wirklich wahrzunehmen…

Philipp: Hmm klar.

Wiebke: … Ohne – Und das ist ganz entscheidend – in einen ironischen, aggressiven Tonfall zu gehen und das dann aggressiv zu verteidigen, sondern einfach nur mal die ganzen Argumente der anderen Seite bewusst aufzunehmen und darzulegen. Dadurch den anderen nochmal viel besser zu verstehen und das Gefühl zu verstehen, dass der andere vielleicht hat, wenn er diese Dinge äußert. Es ist viel leichter, dadurch auf neue Lösungen zu kommen und neue Kompromisse zu kommen. 
 
Leben mit einem Partner ist und bedeutet, Kompromisse zu machen. Das ist einfach so. Jeder ist zu unterschiedlichen Kompromissen bereit. Das hat mit den Werten zu tun, die Du leben möchtest in Deinem Leben. 
 
„Bist Du bereit, jeden Morgen mit jemanden aufzustehen, der Dich vielleicht nicht anlächelt?“, 
würde ich sagen: „Nö!“.

Philipp: HaHaHa.

Wiebke: „Bist Du bereit mit jemanden zu leben, der gerne Kinder haben möchte?“, 
würde ich sagen: „Ja.“ 
 
„Bist Du bereit mit jemanden zu leben, der nie frühstücken will?“ 
„Der zuhause vielleicht nur eine Jogginghose anhat?“, 
„Der … was auch immer deine Sachen sind?“ 
 
Und in welchen Bereichen bist Du bereit, diese Kompromisse zu machen?

Philipp: Da geht es schon in diese Richtung Lebensentscheidungen, ne? Spannend! Das habe ich mir so noch nie bewusst klargemacht.

Wiebke: Weil das jeden Bereich betrifft. Ob Sex, ob Kinder, ob Alltag, ob Essen. Und jeder hat unterschiedliche Verhaltensweisen. Und was ist Dir wichtig? Bist Du bereit, Deine Bedürfnisse, Deine Wünsche auch mal zurückzustellen? Oder geht es immer nur darum, dass Deine Sachen durchgezogen werden?

Das ist ein gemeinsames Geben und Nehmen. Ich sehe das wie so eine Waage oder wie so ein aufeinander einschwingen, mit dem Ziel, dass Du die vielen, vielen wunderschönen Vorteile wieder wahrnimmst. 
 
Auch mit Kindern zu leben, das bedeutet, Kompromisse zu machen. Das ist einfach so. Das Leben ist völlig anders mit Kindern als ohne und ich kann inzwischen Menschen verstehen, die sagen: „Obwohl ich Kinder über alles liebe – Sie möchten ein Leben ohne Kinder leben.“ Diese andere Seite auch mal zu sehen, was das für Vorteile bringt. Was das für andere Lebensweisen mit sich bringt. Oder auch, wenn Partner unterschiedliche Altersstrukturen haben. 
 
Ja, der eine ist von mir aus, 15 Jahre jünger oder 20 Jahre jünger und der andere ist 15 Jahre älter. Der eine möchte Kinder, der andere nicht. Der andere hatte vielleicht schon welche, der andere will noch welche. Wie gehst Du mit diesen Begebenheiten um? Und bist Du bereit, bestimmte Dinge in Deinem Leben zu akzeptieren oder nicht? 
 
Das hat auch mit Meinungen zu tun, wenn wir jetzt nochmal darauf zurückkommen, was jemand für eine Meinung hat. Willst Du mit jemanden zusammenleben, der in bestimmten Bereichen eine Meinung hat, von der Du denkst „Puuuh, weiß ich jetzt nicht… ob ich…“. Eine Meinung, die so weit weg von der eigenen Meinung ist… Will ich das?
 
Und ich kenne Paare, die sich lieben und einfach nur in dem Bereich unterschiedliche Vorstellungen haben und die Meinung des anderen akzeptieren lernen. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt im Umgang miteinander. Das ist das, was ich im Paar Coaching ganz viel mache. Das die unterschiedlichen Sichtweisen anerkannt werden. Und das ist ein Prozess, das kann mal ein bisschen dauern. Ne Woche, oder acht Tage.

Philipp: Das trifft ja wahrscheinlich auch – wenn ich an freundschaftliche Beziehungen denke – das Ding mit meinem besten Freund da trifft das ja ganz genau so zu. Schön.

Wiebke: Es ist auch im beruflichen Umfeld ganz genauso, wenn jetzt der Chef eine ganz andere Meinung hat, wenn der Mitarbeiter eine ganz andere Meinung hat und da eine neue Kommunikationskultur zu entwickeln. Wie kannst Du diese Konflikte entschärfen? Wie kannst Du Konflikte umgehen? Oder einfach nur mal zuhören? 
 
Viele sind ja schon in diesem Modus, wenn der andere eine andere Meinung anfängt zu sagen – da kenne ich mich manchmal auch – „Ne!“ 
 
Selbst wenn dieses „ne“ sofort kommt, heißt das nicht, dass derjenige da nicht drüber nachdenkt und der andere empfindet dann vielleicht, wenn dieses ne kommt. Das war eine Ablehnung. Der hört mir nicht zu. Der nimmt diese Meinung ja sowieso nie an. Da rauszukommen und zu sagen: „Okay, vielleicht kann ich es anders nochmal ausdrücken, dass der andere Dir dann doch das Gefühl gibt, Deine Meinung ist ok.“ 
 
Wie kannst Du – und da sind beide Seiten betroffen – dem einen das Gefühl geben, der hört hier zu, ich hab Dich verstanden. Auf der anderen Seite nicht sofort in die Ablehnung zu gehen, sondern das erstmal anzunehmen.

Das ist ein Prozess und das ist okay.

Philipp: Ja. Vor allem so, wie Du es jetzt gesagt hast, erstmal mir selber klar sein: „Was sind meine Lebensentscheidungen? Was sind meine Dinge, die für mich einfach klar gehören? Weil ich mir dadurch alles andere einfacher mache.“, die dann entsprechend zu kommunizieren ist – denke ich mal – ganz wichtig, weil sonst der nächste Punkt gar nicht funktionieren kann: dass man sich in den anderen hineinversetzt. Ansonsten ist es ja nur Interpretationsspielchen, ohne tatsächlich zu wissen, was sind eigentlich die Werte des anderen? Was sind eigentlich die Dinge die es für den anderen so wertvoll machen? 
 
Spätestens – ja, wenn es dann um eine Beziehung geht, die auch zukunftsfähig sein soll, die auch harmonisch und miteinander kraftvoll ist, da merke ich, ist es total wichtig, sich Zeit zu nehmen.

Wiebke: Und Kommunikationstechniken zu üben. Weil das wissen viele nicht, wie sie Kommunikation nutzen können, wie sie Sprache nutzen können, um in der Welt des anderen zu sprechen. Wenn jeder in seiner eigenen Welt bleibt und nicht auf die Welt des anderen eingeht sprachlich, dann entstehen Missverständnisse. 
 
Dadurch, dass die meisten Menschen davon ausgehen: das was sie selber denken, denkt der andere auch. Das kann doch nicht sein, dass der eine andere Meinung hat und aus allen Wolken fallen, wenn der andere eine andere Meinung hat. 
 
Diese Techniken anzuwenden:
Wie kannst Du die Wahrnehmungskanäle nutzen? 
Wie kannst Du bestimmte Wörter nutzen? 
Wie kannst Du auch – das machen wir ganz viel im Metaprogramm-Seminar. 
Wie kannst Du aufgrund von Sprache verstehen, welche Wörter derjenige nutzt?
 
Wie er sich selbst oder Du den anderen auch motivieren kannst, bestimmte Dinge zu tun. Nicht im Sinne von ich manipuliere den jetzt dahin, was ich haben will, sondern um in der Welt des anderen zu sprechen. Wenn jemand z. B. viel von-weg-motiviert ist und Du dann immer nur alles erzählst, was Du alles haben könnte, statt auch mal, sagst: „Du, dann haben wir das nicht mehr und das nicht mehr.“, dann redest Du mehr in der Welt des anderen. 
 
Das immer bewusster anzuwenden und immer klarer zu hören: 
„Wie redet denn der andere?“, 
„Was sagt der andere?“,
„In welcher Welt befindet sich der andere?“ 
 
Das finde ich so spannend in der Kommunikation, weil das ganze Gefühl von Angriff verschwindet. Derjenige hat einfach nur seine Art und Weise der Kommunikation und kann neue Möglichkeiten lernen. Je mehr Du hörst, wie der andere redet, was der andere redet, darauf achtest, was Du antworten kannst, damit der andere sich auch in der Kommunikation wohler fühlt, desto entspannter ist das Paarleben und jegliches Leben miteinander.

Philipp: Macht total Sinn. Dann eben nicht auf meiner Meinung zu beruhen: „Ich will aber blau“, sondern tatsächlich zu merken: „Hey, mein Gegenüber, der will das Gelbe, weil das viel besser riecht.“ Aha, aha ich verstehe.

Wiebke: Schönes Beispiel. Die Unterstützungsaufgabe für diese Woche, dass Du nochmal darüber nachdenkst, was Dir wirklich wichtig ist im Leben. Denn, sobald Du Dir das nochmal klarmachst, desto leichter wird für Dich Kommunikation mit Deinem Partner. Mit Dir selbst. Mit den Kindern im Beruf. Weil danach handelst Du.

Philipp: Ja! Freue ich mich mega drauf. Wie kraftvoll das ist! Herzlichen Dank, das hat mal wieder eine riesige Freude gemacht und Vorfreude. 
Und Danke fürs Zuhören. Danke für die Anmeldungen, die alle reinkommen, die machen auch super Gefühle und vor allem die Kommentare und Fragen und das Feedback. Das ist ein Hauptgrund, warum das mir hier so viel Spaß macht.

Vielen, vielen Dank!

Wiebke: Danke fürs Zuhören. Danke Dir, Philipp und danke für Deine Weiterempfehlung und die vielen, vielen coolen Veränderungen bei Dir und bei anderen, dass diese Welt immer schöner, immer leichter, immer entspannter wird und wir gemeinsam was richtig tolles erschaffen.

Philipp: Vielen Dank! Bis nächste Woche.

Wiebke: Bis nächste Woche tschüss.

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