Von Snickers und Liebesbekundungen

„Sag es laut, wenn Du mich liebst“
(Liedzeile von Xavier Nadoo)

Was haben ein Schokoriegel wie Snickers (ja, es gibt auch Mars, Twix, Raider, Bounty und Miky Way, sowie viele viele andere – vermutlich alle vom selben Hersteller…) und der Satz „Ich liebe Dich!“ vielleicht gemeinsam? Ich schreibe bewusst vielleicht, denn es mag ja sein, dass Sie zur Gewöhnungsfraktion gehören. In der Tat spaltet diese Frage die Menschheit in zwei Teile, von denen ich nicht einmal weiß, ob sie gleich groß sind. Es ist, das muss ich ehrlicherweise sagen, nicht die Frage selbst, die die Menschheit spaltet, sondern eher die Antwort beziehungsweise eine weitere Frage. Doch nun mal langsam.

Das Drama nahm seinen Lauf, als ich mit einem mir sehr nahestehenden Menschen… das ist eine lustige Formulierung. Wir hatten einen Teilnehmer im Seminar, der sprach von seinem „Umfeld“, wenn er seine Familie, seine Bekannten, seine Freunde und seine Partnerin (ja, die Reihenfolge ist auch original) meinte. Also jedenfalls erklärte mir diese mir nahestehende Person, dass sie früher gemeint habe, der Satz „Ich liebe Dich!“ in seinen vermutlich zweihundert Spielarten oder mehr könne sich bei häufigem Gebrauch abnutzen…

Ich war also einer der wirklich wichtigen Fragen der Menschheit auf der Spur. Zwar nicht um Leben oder Tod, aber doch immerhin auf einer Fährte, die mir entscheidend Neues bringen würde, ein Schlüssel in ein verborgenes Universum, in dem sich Schokoriegel nur so tummeln gepaart mit Liebesschwüren der besonderen Art. Eine unglaubliche Verführung weiter zu machen, voran zu gehen und mich dem Abenteuer hinzugeben. Wer kann da schon widerstehen bevor er einfach aufgibt, sich hingibt und weiter und weiter und weiter und alles ist plötzlich anders.

Ist es das wann oder das wie? – Oder beides

Was genau mögen Sie an dem Menschen, der Ihnen als nächstes begegnet? Ich frage mich manchmal, wie viele Newsletter-Leser sich mit der Technik der Nested Loops nicht so auskennen, dass sie klar verstehen, wie sich durch den geschickten Aufbau dessen, was in diesem Newsletter passiert, viel mehr in Ihnen passiert als dass sie meinen, dass passieren würde bevor Sie denken, dass ich genau weiß, was ich da tue. Ich mag den Gedanken. Und plötzlich, so einfach nach dem Lesen, verändert sich Ihr Leben und Sie wissen nachher nicht, was ich vorher gemacht habe, von dem Sie gedacht haben, es sei gar nicht möglich, dass Sie sich so schnell und leicht verändern in einer Zeit, in der sich alles und jeder nur noch auf die Veränderung konzentriert. Wussten Sie, dass mein neues Buch zum Thema Emotionale Intelligenz auf Platz 7 der Bestsellerliste Sachbücher der Financial Times Deutschland gelandet ist? Das ist fast noch besser als die Frage nach den Schokoriegeln – in meiner Welt.

Doch bevor Sie diesen Newsletter jetzt nicht zu schnell weiter empfehlen an jemanden, dem Sie eine echte Freude bereiten wollen, lassen Sie uns oben weiter machen. Also nicht wirklich oben, weil ich dann ja oben weiter schreiben müsste und Sie das hier erst lesen würden, nachdem Sie oben zu Ende gelesen hätten und das würde definitiv Verwirrung erzeugen in Ihrem Kopf – ich mag den Gedanken.

Wussten Sie, dass sich Texte in dem von Profis als Marginalspalte bezeichneten Bereich einfach ins Unterbewusstsein einprägen, ohne sie bewusst gelesen zu haben. Paff, und es ist einfach drin, tief drin. Komischer Gedanke.

Doch nun endlich zurück: Also kann jemand sich eine Liebesbekundung überhören. Nein, ich meine nicht überhören im Sinne von Nicht-hören, sondern überhören im Sinne von zu viel oder zu oft. Wissenschaftlich gesehen könnten wir das prüfen, in dem wir Paare in ein Labor einladen und dann sagt er ihr innerhalb von drei Stunden hundert Mal den Satz „Ich liebe Dich!“. Und eine Kontrollgruppe macht das selbe, nur dass hier die Frauen den Satz sagen. Und eine dritte Gruppe redet einfach nur miteinander über alles Mögliche, was sie so reden möchten. Und damit ist der Beweis geschaffen, dass Paare, die lange zusammen bleiben möchten, sich seltener den Satz „Ich liebe Dich!“ sagen sollten und statt dessen besser über alles mögliche reden. Garantiert!

Flirten lernen ist wie Trainer werden – Übung hilft!

Wussten Sie, dass ich neulich von einem Teilnehmer darauf angesprochen wurde, dass diese Art der verstrickten Geschichten für ihn das Erleben eines Seminars völlig verändern. „Es macht so viel mehr Spaß, auch wenn ich gar nicht weiß, was Sie da genau machen, am Ende habe ich immer so absolut positive Gefühle und ich lache viel mehr.“ Ich mag diese Kommentare, weil sie bestätigen, dass unsere Art zu arbeiten nicht nur uns maximal viel Spaß macht, sie kommt auch sehr gut an. Und es spielt keine Rolle, ob der Teilnehmer die Abfolge verfolgt oder einfach nur genießt, dass da Worte und Geschichten scheinbar willkürlich aneinander gereiht sind. Nur weil Sie nicht verstehen, heißt das nicht, dass es nicht wirkt. Und das erklären Sie mal dem Chef einer Schulungs- und Seminarabteilung bei Audi oder Mercedes, warum wir so einfach und leicht die Veränderungen mit Seminaren erreichen, die den Menschen einfach nur Spaß machen. Die Antwort ist einfach: „Weil wir wissen, wie es geht und weil wir es einfach tun!“

„Wie kann ich das lernen?“, ist natürlich eine sehr oft gestellte Frage. Practitioner und Master sind das absolute Minimum, würde ich dann am liebsten antworten und machmal mache ich das auch. Und dann kommt sicher das Trainer Training dazu und viel Übung und Planung und eine Portion Veranlagung könnte es auch sein. „Ich habe als Kind schon immer gerne alle unterhalten, mit guten Witzen, lustigen Geschichten und so. Sie haben viel gelacht und ich habe das sehr genossen.“, so könnte eine gute Voraussetzung geschaffen worden sein.

Zurück zu den Paaren im Labor. Ich bin dafür, dass wir den Satz „Ich liebe Dich!“ in der Kontrollgruppe durch ein Snickers ersetzen. Ich habe ja dazu einschlägige Erfahrung aus diversen Experimenten. Eines Tages kam meine Tochter zu mir und fragte mich, ob Sie ein Snickers haben könnte, wir hätten doch so tolle Süßigkeiten in der Seminarraumküche. Ich antwortete, das sie nicht eins haben könne, sondern nur fünf, aber alle fünf müsse sie gleich essen, hintereinander. Sie wollte dann doch lieber keins. Das dürfte den meisten Menschen so gehen. Denn wenn wir etwas, das uns nicht gut tut, so viel genießen, dass wir es nicht mehr genießen, dann lassen wir es gleich. Und stattdessen machen wir lieber etwas, das unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele gleichsam nährt und erfrischt – gemeinsam lachen wäre eine gute Idee.

Mit wundervollen, zärtlich gesprochenen, sich abwechselnden Liebesbekundungen verhält es sich übrigens anders – zumindest in meiner Welt. Während nämlich der Schokoriegel am Ende immer gleich fies schmeckt, hört sich doch eine Liebesbekundung immer ein wenig anders an, sie macht andere Gefühle – ganz situationsabhängig und sie macht fröhlich. Wichig ist nur, dass sie gerne und aus vollem Herzen mit überfließendem Liebesgefühl ausgesprochen wird. Und wie das genau geht, das üben wir in unserem Flirtseminar im nächsten Jahr.

Ganz im Ernst, so etwas planen wir wirklich. Ich hatte nämlich neulich ein Seminar in München, bei dem mir ein Teilnehmer sagte, Flirten müsse er nicht lernen, er sei verheiratet. Da scheint also bei einigen Menschen noch Spielraum für Veränderungen zu sein – es geht noch was. Und den Gedanken mag ich wahrlich. Also los: Gehen Sie auf den nächsten Menschen zu, den Sie treffen, und sagen Sie ihm oder ihr etwas wirklich nettes. Los!