Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich nach der Leküre einiger Dutzend Bücher und dem Besuch einiger Seminare auf die Idee kam, dass das Setzen von Zielen das Einzige ist, was wir auf diesem Planeten zu tun haben. Alles andere erledigt sich von selbst, es fällt uns zu. Nun ist das alleine noch nicht die herausragende Neuheit, viele von uns wissen dies instinktiv oder wenden diese Technik ohnehin schon seit Jahren an. Wenn wir die Welt aus diesem Blickwinkel sehen, gibt es nach dem Setzen des Ziels doch nur noch zwei Themen: Wie steuern wir auf das Ziel zu und wie verlieren wir die Angst vor der Veränderung?
Das zweite Thema, das Verlieren der Angst, steht diesmal im Hintergrund. Das Modell von NLP stellt exzellente Methoden für diese Aufgabe bereit und die lassen sich leicht im Practitioner lernen. Eine Anmerkung noch dazu: Wenn Sie bereits wüssten, was Sie verändern müssen, um das Ziel zu erreichen, wären Sie schon da. Deshalb mag das Lesen von Büchern und auch das Besuchen von Seminaren eine sinnvolle Ergänzung auf dem Weg zu irgendeinem (Lebens-)ziel sein.
Doch nun zum zweiten Punkt: Wie genau können Sie den Weg zum Ziel beeinflussen?
Die Werte sind Ihr Steuerrad. So erreichen Sie Ihr Ziel – mehr oder weniger angenehm: Sie haben sich ein großes Ziel gesetzt, nehmen sich die Angst vor der Veränderung und nun möchten Sie gerne das Ruder in der Hand behalten, den groben Kurs vorgeben.
Ein Beispiel: Sie wünschen sich mehr Einkommen oder einfach mehr Geld, sagen wir 100.000 Euro. Ziel gesetzt, naheliegende Lösung: Sie überfallen eine Bank. Geht zwar heute nicht mehr so einfach – in Deutschland zumindest, aber nehmen wir mal an. Das macht keinen Sinn für die meisten von uns, denn es passt nicht Ihren Werten, denn Sie sind vermutlich nicht kriminell genug veranlagt oder anders herum gesprochen: Freiheit ist ein zu hoher Wert zu Sie, er zählt vielleicht sogar mehr als Reichtum oder Wohlstand in diesem Fall.
Wir sind also in die Schaltzentrale, das Steuerwerk gelangt: Ihre Werte bestimmen den Weg zum Ziel. Sie geben den Rahmen für Ihr Leben vor, erlauben Flexibilität, fordern mehr Sicherheit, setzen alles auf Liebe und Partnerschaft oder eben auf Kinder, Selbstverwirklichung oder Gesundheit.
Sie werden Ihr Ziel nur erreichen können, wenn Sie Ihre Werte an das Ziel anpassen. Dafür müssen Sie die Konsequenzen abschätzen, die das Ziel aus Ihrer Sicht hat. Denn wenn finanzielle Sicherheit für Sie beispielsweise ein hoher Wert ist, dann werden Sie sich schwer damit tun sich selbständig zu machen, falls Ihr Glaubenssystem sagt, dass dies finanzielle Unsicherheit bedeutet. Also passen Sie entweder Ihr Glaubenssystem an, oder Sie verändern Ihre Werte. Ansonsten würden Sie sich vermutlich nur halbtags selbständig machen und den Rest der Zeit in einer möglichst festen Anstellung verbringen, die Ihnen den hohen Wert der finanziellen Sicherheit zufriedenstellt. So einfach wirken die Werte sich im Alltag aus.
Und Sie sollten sich überlegen, wie angenehm Sie sich das Leben auf dem Weg zu Ihren Zielen gestalten möchten. Denn wenn Sie statt Bequemlichkeit als hohen Wert Leichtigkeit wählen, dann fällt Ihnen das Erreichen des Ziele leicht und Sie können gleichzeitig ein agiler Mensch bleiben oder werden.
Das gilt auch für Ihr Unternehmen! Auch im Business gilt: Die Werte steuern den großen Dampfer. In jedem Unternehmen finden Sie ebenfalls ausgesprochen oder unausgesprochen solche Werte. Reichtum und Shareholder Value sind typische Unternehmenswerte, die im Übrigen nicht dafür taugen, dass die Mitarbeiter motivierter sind. Logisch, denken Sie jetzt, denn das sind ja aus Sicht der Mitarbeiter keine hohen Werte.
Wenn ein Unternehmen, wie etwa ein kleinerer deutscher Mobilfunkanbieter, Werte an die Stelle von klaren Zielen setzt, dann ist das übertrieben und wenig hilfreich, weil die Mitarbeiter dieses Unternehmens nicht wissen, wo ihre Firma in fünf Jahren von heute sein möchte. Hier wäre das Management gut beraten, sich intensiver um die Ziele zu kümmern, statt nur stur Werte festzuschreiben, die dann bestenfalls die Entwicklung behindern.
Eine klare Priorisierung hilft
Dynamisch verschieben sich Ihre Werte jeden Tag Das gilt auch für Paare, die gemeinsam ihre Werte priorisieren. Bei den Zielen ist dies absolut sinnvoll, bei den Werten muss es das nicht sein, denn sie stehen für die Persönlichkeit. Zwei Menschen werden verschiedene Werteprioritäten haben, auch wenn sie gemeinsam auf das gleiche Ziel zusteuern. Wenn Sie die Werte gemeinsam festschreiben, dann verhindern Sie allerdings – das kann ein Ziel sein – die persönliche Weiterentwicklung und Flexibilität des Partners.
Werte verschieben sich jeden Tag, sie sind ein sehr dynamisches Gebilde. Wenn Sie zum Beispiel krank sind, dann ist der Wert Gesundheit plötzlich auf Platz 1 und dann kommt lange nichts. Sobald Sie wieder kerngesund sind, rutscht das Wertegebilde wieder in eine andere Reihenfolge, Freiheit, Liebe oder etwas anderes ist dann wieder auf Platz 1.
Werte verändern Ihr Leben und Ihr Leben verändert sich durch die Priorisierung von Werten. Ihre Top-ten-Werte geben Auskunft darüber, was Sie für ein Mensch sind. Und ehrlich: Jeder Außenstehende, der sich etwas mit dieser Arbeit auskennt, weiß genau, welche Werte bei Ihnen hoch im Kurs sind. Ist es die Bequemlichkeit (Faulheit), ist es die Freiheit oder was genau ist es? Nur für Sie mögen die Prioritäten Ihrer Werte bisher ein blinder Fleck sein. Nicht schlimm, denn mit einer kleiner Übung können Sie das ändern.
Jeder gegen jeden – und dann schnell entscheiden
Eine kleine Übung verschafft Ihnen Klarheit: Schreiben Sie bitte die wichtigsten 20 Werte auf einen Zettel. Dann bitten Sie einen Freund, Freundin, Partner, Kollegen oder einen anderen vertrauten Menschen, Ihnen den ersten und den zweiten Wert mit folgender Frage vorzulesen: „Ist Dir Wert 1 wichtiger als Wert 2?“ Falls 1 wichtiger als 2 ist, vergleichen Sie ihn mit dem 3. Wert auf der Liste und so weiter. Es macht Sinn, dass Sie die Werte nur hören, das ist eine andere Entscheidungsgrundlage. Und: Seien Sie schnell mit der Antwort, je spontaner, desto besser.
Wenn Wert 4 zum Beispiel wichtiger ist als Wert 1, dann fängt Ihr Übungspartner von vorne an, also Abgleich zwischen Wert 4 und Wert 2, Wert 4 und Wert 3. Und so weiter… Es kann sein, dass Wert 3 wichtiger als Wert 4 ist, obwohl Wert 1 wichtiger als Wert 3 und Wert 4 wichtiger als Wert 1 war. Deshalb gehen Sie die Liste bitte immer wieder von vorne durch. Der Wert, der am Ende übrig bleibt, ist der erste, der höchste Wert. Im Beispiel würden Sie nun wieder Wert 1 als bisher zweitwichtigsten Wert nehmen und mit Wert 5 vergleichen. Viel Spaß!
Sobald Sie fertig sind, halten Sie einen Spiegel Ihres Lebens in den Händen. Das ist wirklich spannend: Schauen Sie zum Beispiel nach, wo der Wert „Freiheit“ steht. Haben Sie die Freiheit, sich Ihre Partnerschaft selbst auszusuchen, dann müsste Freiheit höher stehen als Partnerschaft. Und falls Ihr Bankkonto nicht den gewünschten Stand zeigt, dann sollten Sie mal nachschauen, wo der Wert „Reichtum“ in Ihrer Liste steht.
Nach meiner Beobachtung sind die Top-ten-Werte die, in die 90 bis 95 Prozent Ihrer Lebensenergie fließen. Dabei bekommen die ersten drei bestimmt 50 Prozent der Energie und der Rest verteilt sich. Also wollen Sie die ersten drei bis vier Werte sehr bewusst vergeben und sich daran orientieren, was Sie vielleicht noch mehr erleben möchten in diesem Leben. Viel Freude damit!